SCHLESWIGER NACHRICHTEN
 
Ein Herz für Kinder in Ruanda: 21-Jährige begleitet Hilfsprojekt
21. Juni 2008 | Von fil
Yamila Putz (21) ging für acht Monate in ihre Heimat Ruanda zurück, arbeitete ehrenamtlich in einem Jugendzentrum. Seitdem ist ein Hilfsprojekt für Mädchen zu einem ihrer Lebensmittelpunkte auch in Deutschland geworden: "L’Art de Vivre".

 

Beim Afrika-Besuch von Bundespräsident Horst Köhler (links) kommt es zu diesem zufälligen Treffen. Yamila Putz, in ruandischer Tracht, begrüßt das deutsche Staatsoberhaupt, zu dessen Überraschung auf Deutsch.
- Ein Foto mit Horst Köhler, dem Bundespräsidenten, beim Afrika-Besuch. Ein Foto mit Manager Matthias Kleinert. Auch Rupert Neudeck, den Vorsitzenden des Friedenskorps Grünhelme, hat diese junge Frau getroffen, die hunderte Fotos aus Ruanda bei sich hat. "Eine große Ehre", sagt Yamila Putz aus Neuberend, die vor 21 Jahren in der Repubulika y'u Rwanda geboren und im Bürgerkrieg von einem deutschen Paar adoptiert worden war. Jetzt kehrte sie zurück. Auf eigene Faust, auf eigene Kosten. Yamila war acht Monate lang in Kigali, in Ruanda, ihrer Heimat. Die meisten ihrer Bilder zeigen Kinder mit schwarzen Kulleraugen. Kinder im Augenblick des Glücks. Kinder, die Rasta löckchen haben wie sie. Yamila setzt sich für das Hilfs-Projekt "L’Art de Vivre" ein. Für die Kunst zu leben.

 

"Wie schaffe ich es, längere Zeit nach Ruanda zu gehen?" Das hat sich Yamila gefragt, nachdem sie vor zwei Jahren schon einmal dort war, sieben Wochen hatte sie als Praktikantin in einem SOS-Kinderdorf gearbeitet. Yamila will erzählen. Das kann sie gut. Sie spricht mit fester Stimme, unterstreicht Worte mit ihren Händen. Nach ihrem Abitur am Schleswiger Berufsbildungszentrum (BBZ) wollte sie mehr. "Ich wollte eine Auszeit nehmen, nicht gleich weiter lernen, ich wollte eine Lösung für meine Zukunft suchen. Und ich wollte nach Ruanda, zu den Menschen, zu der Kultur." Sie bewarb sich um ein Freiwilliges Soziales Jahr. Ohne Erfolg. Yamila gab nicht auf und flog los. Unterstützung kam aus Neuberend: Geld und gute Worte ihrer Eltern.

Landung in Ruanda. Yamila kam bei Freunden aus ihrer Kinderdorf-Zeit unter und klingelte beim Deutschen Entwicklungsdienst. Dort bekam sie eine Adresse: das Jugendzentrum in Kimisagara, einem Viertel der Hauptstadt Kigali. In dieser Zeit kam Yamilas Chance: Ihr Einsatz für das Mädchen-Hilfsprojekt "L’Art de Vivre". Nötiges Geld gibt der Zivile Friedensdienst.

Yamilas Fotos zeigen Kinder, die jetzt machen konnten, was zuvor kaum möglich war: Englisch lernen, Fußball spielen - mit Bällen aus Plastiktüten, die Kordeln zusammenhalten. Und Frühstücken. "Das ist nicht selbstverständlich, dass sie einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekommen", sagt Yamila. Auch diese Mahlzeit kam dazu. "Das war unglaublich für die Kinder. Die hatten ein Buffet vor sich!" Yamila Putz hat die Kinder verstanden.

Die Sprachen in Kigali sind Englisch und Französisch. Mit den Kindern hat sich Yamila auf Kinyarwanda unterhalten und mit ihnen Weihnachten und Silvester gefeiert. Da trugen 37 Mädchen neue Fußballtrikots.

80 Euro hat Yamila selbst für das zweiwöchige Projekt bekommen. "Es hat mir genügt", sagt sie, "wenn mich die Kinder schon von weitem sahen, mir zuwinkten und strahlten".

Doch Yamila Putz hat nicht genug. Materialien für Englisch und Fußball reichen zum "l’Art de Vivre" nicht. "Ich erfuhr, dass viele Kinder nicht zur Schule gehen, weil ihre Eltern kaum Geld haben." Das hat sie bei ihren Familienbesuchen erfahren. Ein Kamera-Mann hat sie begleitet, als Yamila hinter die Fassaden schaute. Den sechsminütigen Film will sie bald im Schleswiger BBZ zeigen. "Das tat mir weh: Die Kinder sind wissbegierig, haben so viel Potenzial, das sie nicht entfalten können."

Das will sie ändern. "Das wird meine nächste Aufgabe." Zurück in Neuberend, will sie Geld sammeln. Sie wird "L’Art de Vivre" begleiten. Yamila Putz hat ihre Lösung für die Zukunft gefunden: Soziologie studieren und spätestens 2009 wieder nach Ruanda reisen. Zunächst hat Manager Kleinert sie zu einem Benefizkonzert nach Stuttgart eingeladen.

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